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Tongariro Alpine Crossing

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4:30 Uhr. Wer mich kennt weiß, das ist eigentlich gar nicht meine Zeit. Viel zu früh! Verdammt viel zu früh! Jedoch, wer bereits zum Sonnenaufgang den Mount Ngauruhoe, besser bekannt als Schicksalsberg besteigen will, der macht sich besser früh auf die Socken.

Michelin Männchen

So geht es um 5:20 Uhr mit dem Bus an den Einstieg der Wanderung.

Falls sich jemand fragt, ja – es sind ein T-Shirt, ein langarmiges Thermoshirt und streckenweise VIER Jacken!
Weiterhin trage ich einen Buff und eine Mütze auf dem Kopf, natürlich zusätzlich zu den Mützen aller meiner Jacken. Ein paar Handschuhe – wie nur ein Paar??
Eine Thermolaufhose und meine Wanderhose, ein paar dicke Socken und die Wanderschuhe. Sieht bestimmt total lustig aus 🙂 Ob das alles wirklich notwendig ist, wird sich noch rausstellen!

Gemächlich gehen die ersten 3 Kilometer, noch mit leichtem Anstieg und bei -3 Grad den Berg hoch. Dann kommt das Warnschild, dass aber hier der Spass vorbei ist. Und, was soll ich sagen, das ist total wörtlich gemeint!!!

Am I nuts?

Ich habe meinen Körper wirklich noch nie so an den Rand der Erschöpfung getrieben wie hier. Ok, ich bin seit 10 Jahren auch nicht mehr gerade das, was man eine Sportskanone nennt, aber ich dachte, dass sich mein Körper irgendwas von dem Sport der letzten 30 Jahre davor auf Halde gehalten hat. Denkste Fiffi! Alles futsch.

Also, begleitet von Ausrufen wie OH SCHEISSE, OCH NÖ und AUAAA schnaufe ich Wege, Pfade, ungleiche Treppenstufen und Klettersteige hoch. Kaum eine Etappe geschafft, kommt hinter dem nächsten Felsvorsprung der nächste gnadenlose Anstieg und die Temperatur sowie der Windchill werden immer krasser. Das beantwortet mir auch die Frage, ob ich all diese Klamotten an mir tragen muss, die das Wandern nicht gerade einfacher machen – aber wenigstens ist mir nicht kalt!

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wofür das alles? Tja, hierfür! Für ein wahnsinniges Panorama, für die Besteigung des Schicksalsberges aus Herr der Ringe, für ein Bild, welches ich seit Anbeginn der Urlaubsplanung im Kopf habe, diese Vulkanlandschaft mit den türkisen Seen. Ich habe Pipi in den Augen, als ich von der Spitze nach unten schaue und sich dieses abgefahrene Panorama vor mir auftut.

Die Tortur hat sich mehr als gelohnt, es ist magisch hier oben. Und hey, geschissen auf die Schmerzen von Morgen.

Runter kommen sie alle

Den Abstieg brauche ich noch weniger, als den Aufstieg, der zieht sich nochmal 8 Kilometer durch alpine Landschaft und Wald. Was meint eine der Wanderinnen so treffend: that fucking forest killed me 😂.

Aber hallo! 19,4 Kilometer Tongariro Alpine Crossing: been there, done that, check!
In 7 Stunden, inklusive Fotoabstechern und Pausen – gewollten und eher ungewollten. Die Bestzeit von irgendsoeinem total Bekloppten liegt bei 1 Stunde 25 Minuten – aber der hat ganz bestimmt keine so umwerfenden Bilder gemacht!

Da geht noch was

Um morgen nicht 320 Kilometer nach Wellington fahren zu müssen, tuckern wir heute noch circa 150 km gemütlich nach Whanganui und schlagen ein einsames Lager am Strand auf, welches wir nachts aber wieder verlassen, weil wir uns die elementare Frage nicht beantworten können, ab welcher Windgeschwindigkeit unser Camper kippt. So fahren wir lieber in eine etwas geschütztere Seitenstraße und werden nur geschüttelt und nicht gekippt 😂.

Autor: Travel Jam

Hallo, ich bin Travel Jam und ich liebe Reisen und Süßes.

11 Kommentare zu “Tongariro Alpine Crossing

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  3. Das bringt mich direkt wieder zurück – schön geschrieben!

  4. Weder an den frühen Zeiten noch an der Anstrengung scheint sich seit 1998 etwas geändert zu haben. Aber auch für uns war die Tongariro Crossing eines der tollsten Erlebnisse während unserer Tour. Vielleicht auch weil es so früh und weil es so anstrengend war…
    Danke, Mirjam, für die tollen Bilder und die schönen Erinnerungen.

    • Entschuldige, deinen Kommentar habe ich total übersehen 😦
      Wow! 1998 warst du schon da?! Da war es bestimmt noch viel einsamer. Wobei wir entweder Glück hatten oder uns immer die Fleckchen zum entspanntesten Zeitpunkt ausgesucht haben. Ein tolles Land!
      Danke für dein Kompliment und das „mitreisen“ 🙂

  5. Sieht auf den Bildern so aus, als hättet Ihr auf der Wanderung nicht so einen Massenauflauf gehabt wie wir im März. Dann macht es betimmt noch mehr Spaß dort. Well done!

    • Wir sind mit der ersten Truppe hoch und mal abgesehen von hunderten, die uns gefühlt überholt haben 😄, war es recht ruhig. Dennoch, getrickst beim Hinstellen hab ich auch.

      • Also doch ;-). Ich hab bis oben nur geschimpft, was für eine bescheuerte Idee das doch war, die Wanderung zu machen, die alle machen. Und ich versteh‘ auch nicht ganz, warum die Shuttles nur so früh fahren, wir waren so früh wieder unten, da hätte man die Tour fast nochmal zurückgehen können. Also zeitlich, die Füße wären anderer Meinung gewesen ;-).

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